San Lorenzo ist wohl das Highlight der letzten Wochen. Aber meine Reise hat sich etwas verzögert und in Cashibo ist auch noch so einiges passiert! Daher werde ich für San Lorenzo in Kürze einen eigenen Post machen.

Die Arbeit

Insgesamt geht es immer mehr und mehr um das Thema Abschluss. Ich habe regelmäßig Schulungen für Personen die die Verantwortung für die IT nach mir übernehmen. Ein richtiger Nachfolger hat sich leider (noch) nicht gefunden aber es gibt jetzt zumindest Leute, die kaputte Antennen und WLAN Access Points austauschen können und den Verantwortungsbereich IT temporär übernehmen.

Neue Firewall

Eines der Projekte auf die ich mich sehr gefreut habe ist die neue Firewall. Da Anfang November Familie Diehl in Cashibo ankam und die Netzwerkkarten mitgebracht haben, die ich in Deutschland bestellt hatte, konnte ich endlich loslegen.

Der Grund für die neue Firewall ist unter Anderem, dass das alte Gerät etwas schwach auf der Brust ist. Vor allem die Kommunikation zwischen Computern in unterschiedlichen Netzen ist mit der neuen Firewall deutlich schneller.

Die alte Firewall

Ein anderer Grund ist, dass die alte Firewall ein Gerät war, das man nicht reparieren kann, denn alle Bauteile sind auf der Hauptplatine verlötet. Und ich wollte den Serverschrank gerne so hinterlassen, dass man möglichst alles einfach reparieren kann, idealerweise mit Ersatzteilen die es in Pucallpa zu kaufen gibt. Für Teile die man hier nicht kaufen kann (z.B. die Netzwerkkarte) gibt ein Ersatzteil hier auf Lager. Leider war das früher nötig, als ich gehofft habe.

Blitzschlag

Am 9. November ist es tatsächlich passiert. Während Danilo und ich in unsere Pause damit beschäftigt waren uns etwas zu Essen zuzubereiten knallt es einmal Laut und das Licht geht aus. Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei einem Gewitter im Dschungel mal die Sicherung raus fliegt, doch als dann nach einer Stunde zwar der Strom wieder da war aber das Internet nicht mehr funktionierte überkamen mich schon böse Vorahnungen.

Tatsächlich sind bei dem Unwetter nicht nur einige Antennen der Häuser kaputt gegangen, sondern auch 2 Computer aus dem Büro, diverse WLAN Access Points, die Netzwerkkarte der neuen Firewall die gerade mal 2 Wochen in Betrieb war, der große Hauptswitch den ich im März aus Deutschland habe ein fliegen lassen und beide Antennen für die Internetverbindung nach Pucallpa.

Dementsprechend beschäftigt war ich also in der Woche vor meiner Reise nach San Lorenzo das Internet und interne Netzwerk wieder zum laufen zu bringen. Der Vorteil war, dass mein Nachfolger viel mit mir üben konnte, was bei welchem Gerät gemacht werden muss, wenn es kaputt geht. Trotzdem ist das Ganze sehr ärgerlich. Durch den Blitzschlag ist ein Sachschaden von über 1500€ entstanden. Aber wir können Gott auch dankbar sein, dass niemand durch einen so nahen Blitzeinschlag verletzt wurde.

Schlachten

Etwas was ich eigentlich schon viel früher gemacht haben wollte war beim Schlachten zuzusehen. Cashibo hat seine eigene Viehzucht und man kann seine Fleischbestellungen in einer Liste eintragen. Sobald die Liste voll genug ist wird geschlachtet. Wenn man möchte kann man nach Anmeldung mit dabei sein und sich das Spektakel mit ansehen. Die Tatsache, dass es um 5 Uhr morgens los geht hat mich jedoch immer etwas abgeschreckt; bis jetzt! Als sich die neuen anderen Kurzzeitler für einen Termin verabredet haben war das dann meine Gelegenheit.

David, Chef der Viehzucht in Cashibo.

Für mich war es das erste mal, dass ich bei einer Schlachtung dabei war. Dementsprechend überrascht war ich als David Joschi, einem der anderen Kurzzeitler, und mir ein Messer reichte und auf den ausgebluteten Kadaver der frisch erlegten Kuh deutete.

Das Schlachten in Peru ist leider nicht so "human" wie in Deutschland. Z.B. wird zum Betäuben kein Bolzen benutzt sondern man sticht der angebunden Kuh mit einem Messer in den Nacken um den Nerv zu durchtrennen damit das Tier zusammensackt und sich nicht mehr bewegen kann. Sterben tut es dann durch einige Messerstiche ins Herz was gleichzeitig auch zum Ausbluten dient. Als Europäer kommen einem dabei direkt Fragen auf wie:
"So teuer kann ein Bolzen zum betäuben doch nicht sein?!" oder "Wie kann man ein Tier nur so quälen?!"

Dazu muss man erwähnen, dass das Leben eines Tieres in der peruanischen (und soweit ich beurteilen kann in den meisten südamerikanischen Kulturen) einfach nicht den gleichen Wert hat wie in Europa. Und es bedarf einfach einer Menge Fingerspitzengefühl zu entscheiden wo man Menschen auf, aus europäischer Sicht, "schlechte Eigenschaften" in ihrer Kultur hinweist, weil es immer etwas ist was die Beziehung belastet, besonders in Schamkulturen. Und die Beziehung auf Augenhöhe ist essenziell für die Arbeit auf einer Missionsstation wie Cashibo.
Es lässt sich sicherlich darüber streiten ob es die Belastung der Beziehung zu Gunsten des angenehmeren Tötens wert ist. Aber ich glaube als Außenstehender oder selbst als Kurzzeitler, wie ich, kann man diese Entscheidung nicht richtig abwägen.

Als letzte Anmerkung: Die Tiere in Cashibo haben ein deutlich angenehmeres Leben auf den Weiden als die meisten Rinder die in Deutschland aus der Massentierhaltung auf dem Teller landen.

Offiziell angekommen

Nach gerade mal 9 Monaten habe ich doch tatsächlich meine offizielle Aufenthaltsbestätigung (Carnet) bekommen. Ich habe sie zwar zum Arbeiten nicht unbedingt gebraucht aber spätestens zum Ausreisen ist es hilfreich sie zu haben. Außerdem ist es irgendwie cool ein richtiges Ausweisdokument aus Peru zu haben. :]

Abschluss des Bibelschulblock

Ich, David, Danilo und Joschi nach dem Abschlussgottesdienst

Die Studenten sind mittlerweile alle wieder Zuhause. Die Exame sind durch und es gab einen gemeinsamen Abschlussgottesdienst. Diesen haben wir noch genutzt um mit David, einem Student aus der indigenen Volksgruppe der Junikuin, ein Foto zu machen. Mit ihm haben wir (bzw. ich eher gegen Ende des Blocks) viel Volleyball gespielt.

Neuer Termin - Neuer Flug

Peru hat vor wenigen Wochen bekannt gegeben, dass ab dem 15. Dezember 1G gilt. Es ist noch nicht genau definiert welche Einschränkungen für nicht Geimpfte geben wird aber es gibt eine reelle Chance, dass man ungeimpft keine Flughäfen mehr betreten darf. Da es für Danilo und mich praktisch unmöglich ist sich bis zu diesem Datum zweifach Impfen zu lassen, noch dazu mit einem Impfstoff, der in Deutschland zugelassen ist, mussten wir unseren Flug umbuchen. Daher werden wir bereits am 14. Dezember Peru verlassen und am 15. Dezember in Frankfurt a. M. landen.

Das einzige Problem ist, dass wir jetzt nur einen Koffer mit 20 Kilo mitnehmen dürfen, statt wie bei der Einreise zwei Koffer mit 23 Kilo. Da muss ich noch schauen, wie ich meine Sachen nachholen kann.

Eindrücke und Fotos

Hier sind einfach noch ein paar Fotos und Eindrücker aus Pucallpa und der Selva.

Es gibt sogar ein Stadion in Pucallpa.
Wir Kurzzeitler auf einem Ausflug.

Abschließende Gedanken

Es fühlt sich komisch an, seit die Studenten wieder weg sind. Cashibo ist wieder leerer, die Regenzeit beginnt langsam wieder und es gibt wieder die Termine, für die Zeit außerhalb des Blocks. Vieles ist wieder wie in unseren ersten Wochen. Für mich mischt sich gerade Nostalgie sowie Wehmut darüber, dass meine Zeit in Cashibo schon sehr bald vorbei sein wird. Vor allem die Menschen die ich hier kennenlernen durfte und sehr ins Herz geschlossen habe zurück zulassen ist hart.

Aber ich freue mich auch schon auf vieles in Deutschland. Zum Beispiel meine Familie und Freunde wiederzusehen. Aber auch auf so banales wie Döner oder etwas im Internet bestellen zu können.

Gebetsanliegen

Vielen Dank an alle die regelmäßig (oder unregelmäßig) für mich und meine Arbeit hier beten. Gerne dürft ihr das für meine letzten Wochen hier in Cashibo weiterhin tun!

Gott sei Dank,

  • dass die Reise nach San Lorenzo möglich war und ich dort viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln durfte
  • dass es keinen Coronafall während des Bibelschulblocks gab.
  • dass sich ein Flug gefunden hat mit dem wir dieses Jahr noch zurück nach Deutschland kommen
  • für die Gute Gemeinschaft die wir als Kurzzeitler haben durften

Betet gerne dafür,

  • dass wir mit negativem Coronatest Peru planmäßig verlassen können
  • dass ich meine Arbeit in Cashibo gut abschließen kann und es keine schweren Ausfälle in Cashibo gibt nachdem ich Cashibo verlassen habe
  • dass ich eine Möglichkeit finde meinen zweiten Koffer nachkommen zu lassen
  • dass sich ein Nachfolger für meine Arbeit findet

Update vom 29.11.2021 02:00 Uhr: Die Regeln zu 1G in Peru sind noch nicht klar definiert. Das habe entsprechend korrigiert!