Kenn' die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden;
Ich muss mal weg, kenn jede Taube hier beim Namen.
- Peter Fox

Wieder ist ein Monat vergangen. Es ist echt gruselig, wie schnell die Zeit hier vergeht. Also hier für euch das Neuste aus Cashibo / Peru. Viel Spaß!

Die Arbeit

Die Arbeit macht mir nach wie vor sehr große Freude. Die meiste Zeit bin ich gerade damit beschäftigt das WLAN Netz auf dem Platz am laufen zu halten. Ironischer weise machen die Kabel hier viel mehr Probleme als die Funkverbindung.

Die Kabelverbindung zwischen dem Turm mit den WLAN Sendeantennen und dem Server, bzw. der Firewall, sind mit "Bamba Kabeln" verlegt worden. Mit anderen Worten sie sind "Fake". Die Adern in dem Kabel sind nicht komplett aus Kupfer. Man kann sehen, dass sie ihre braune Farbe verlieren, wenn man mit dem Messer daran kratzt. Dementsprechend bin ich gerade damit beschäftigt die Kabel aus den Rohren zu ziehen und neue zu verlegen.

Ich wie ich super elegant Äste vor einer, am Baum aufgehängten, Antenne wegschneide.

Ansonsten bin ich auch gut damit beschäftigt Pflanzen daran zu hindern Empfänger Antennen zu verdecken und den Leuten vor Ort IT Support zu leisten.

Ein wilder Sysadmin in der Selva

Außerdem steht noch ein weiteres wichtiges Projekt vor der Tür: Eine Verwaltungssoftware für die Bibelschule. Da im Juli nach Corona das erste mal wieder ein Bibelschulblock stattfindet wird auch die Frage nach einem Verwaltungssystem der Bibelschule dringender. Momentan wird fast alles in Excel Tabellen gemacht, was so mäßig gut funktioniert.

Neues Laptop für die Arbeit

Seid dem ich hier bin, lag ein kaputtes und gänzlich in seine Einzelteile zerlegtes Laptop im IT-Büro welches Manu, mein Vorgänger, angefangen hat zu reparieren. Dabei handelte es sich um eine Spende von einer Missionarin, die mittlerweile ein neues Laptop hat. Manu hatte bereits ein Ersatzteil organisiert aber es nicht mehr geschafft das Laptop zusammen zu schrauben. Diesen Schritt konnte ich jetzt kürzlich erledigen und konnte dadurch das, etwas in die Jahre gekommene, IT-Laptop ablösen. Es ist einfach ein Geschenk, wenn man Ordentliche Hardware hat zum Arbeiten.

Handy verloren

Ein eher ärgerliches Ereignis ist, dass mir Anfang April mein Handy in einem Colectivo (Sammeltaxi) aus der Hosentasche gerutscht ist und das Fahrzeug leider nicht mit mir verlassen hat als ich vor der Missions Station ausgestiegen bin. Es war zwar schon 4 Jahre alt aber es hatte mir bis zum Ende gute Dienste geleistet. Es ärgert mich auch, dass ich mich so von dem Gerät trennen musste. Wäre es mir kaputt gegangen hätte ich vielleicht wenigstens eine spek­ta­ku­läre Geschichte dazu erzählen können.

Es ist leider sehr schwierig hier in Peru ein nach westlichem Standard "ordentliches" Smartphone zu bekommen. Und wenn es irgendwo angeboten wird, dann ist es ca. 20% teurer als in Deutschland. Daher habe ich momentan ein sehr günstiges Smartphone gekauft um zumindest etwas zu haben.

Urlaub

Im letzten Rundbrief habe ich geschrieben, dass für uns noch ein Termin nach Interpol aus stand. Diesen Termin haben wir im April sehr kurzfristig bekommen, das hieß, wir mussten nach Lima fliegen um dort den Termin wahrnehmen zu können. An dieser Stelle vielen Dank für eure Gebete, der Termin ist sehr reibungslos verlaufen!

Da wir nun als sowieso nach Lima fliegen mussten haben wir uns dazu entschieden im Anschluss direkt Urlaub zu machen, denn egal wo man in Peru hin fliegen will, man muss fast immer über Lima fliegen. Und so konnten wir uns das Geld für eine Flugstrecke sparen. Nach unserem Termin sind wir also mit dem Flugzeug nach Cusco geflogen einer touristischen Stadt in den Anden auf ~3500 Metern Höhe.

Eine Übersicht der Ort wo wir gewesen sind. Pucallpa und Lima sind ebenfalls zu sehen.

Von dort aus haben wir dann Ausflüge zum Machu Picchu und den Rainbow Mountains gemacht und eine Mehrtagestour nach Puerto Maldonado einer abgelegenen Stadt im südlichen Regenwald Perus.

Cusco

Die Stadt ist wirklich sehr schön. Auch wenn ich anscheinend unter der Höhenkrankheit leide, was sich vor allem in Kopfschmerzen und Schwindel zum Ausdruck gebracht hat, konnten Danilo und ich die Tage dort sehr genießen.

Machu Picchu

Der Machu Picchu stand von Anfang an ganz oben auf unsere Liste. Unter Anderem auch wegen Corona, denn wir hatten das ganze Gelände praktisch für uns allein. Vor Corona wurde die Ruine täglich von bis zu 6000 Menschen besucht. Trotz dieser enormen Menschenmassen gibt es aber keine Straße die von Cusco zum Machu Picchu führt. Wir mussten mit einem Kleinbus in das nächstliegende Dorf fahren und dort in einen Zug nach Aguas Calientes, einer ebenfalls sehr touristischen Kleinstadt am Machu Picchu, umsteigen.  

Als wir morgens passend zum Sonnenaufgang ankamen waren wir mit unserem Guide, den wir uns am Abend zuvor hatten auf schwatzen lassen, zu sechst! Es waren weniger Menschen dort als auf den Werbefotos, die wir zuvor gesehen haben. Einen Guide zu haben erwies sich später als überraschend bereichernd, denn es gab wenig Beschilderung oder Tafeln, die dort etwas erklären und so hätten wir in den meisten Fällen keine Ahnung gehabt, was wir uns da eigentlich gerade ansehen.

Außerdem konnte ich das Bild, welches vorher mein Titelbild auf dem Blog gewesen ist nun durch ein selbst gemachtes ersetzen! :]

Der Rainbow Mountain

Oder um den spanischen Namen zu benutzen: "Montaña de 7 colores". Ein ehemaliger Gletscher auf 5000 Meter Höhe, der durch klimatische Veränderungen nun unbedeckt ist und diese sehr schönen Farbmuster aufweist.

Wir haben in Cusco eine Tour inklusive Fahrt und Guide gebucht. Die letzten 500 Höhenmeter mussten wir aber selber gehen. Das hört sich einfacher an, als es war, denn auf 5000 Meter hat die Luft nur noch ca. die Hälfte des üblichen Sauerstoff Gehaltes. Als wir dann dementsprechend hechelnd oben ankamen war die Aussicht die Anstrengung aber definit wert.

Es waren auch etwas mehr Menschen dort als auf dem Machu Picchu. Neben zwei Alpacas haben wir auch Atilla (der Blonde Mann auf dem Foto) kennen gelernt. Ein Kanadier der gerade auf Weltreise ist.

Puerto Maldonado

Für den letzten Teil unserer Reise sind wir nochmal mit dem Nachtbus in den Regenwald gefahren. Puerto Maldonado ist die letzte Stadt vor dem Amazonas Regenwald. Im Prinzip ist die Stadt ein kleines Pucallpa. Nur ruhiger und viel touristischer.

Ich habe diesen Teil der Reise immer mit etwas gedämpfter Motivation entgegen gesehen, weil ich fand, dass ich in Cashibo durchaus genug von der Selva (Regenwald) mitbekomme. Aber touristische Angebote wie Kajak fahren, Piranhas fischen oder Kletterparks gibt es in Pucallpa nicht und im Nachhinein bin ich sehr froh, dass wir diesem Abstecher gemacht haben.

Ich habe dort tatsächlich auch meinen ersten Fisch gefangen; Mit einer Angel aus einem Besenstiel, etwas Garn und einer zu einem Haken geformten Stück Draht. Er war zwar nur sehr klein und wurde ohne groß nachzufragen von unserem Guide direkt zu Ködern verarbeitet aber trotzdem: Ich habe einen Piranha gefangen!

Meine Sachen, ihr Schimmel und ich

Als wir aus unserem Urlaub wieder nach Hause kamen habe ich mich schon russisch Roulette mit den Schubladen und Schränken spielen sehen, ob ich von einem Flaum begrüßt werde oder nicht. Es war aber fast alles gut geblieben.

Das schlimmste war mein Kulturbeutel aus Leder, der mir aber schon vor meinem Urlaub gesagt hat, dass er gerne in Cashibo bleiben würde:

Insgesamt komme ich aber viel besser mit dem Schimmel zurecht. Ich habe langsam die Kniffe raus, wie ich Dinge verstaue, damit sie nicht gammeln und wie ich es wieder sauber bekomme, wenn doch mal was anfängt zu vegetieren. Auch hier: Vielen Dank für eure Gebete zu dieser Thematik!

Lebe wohl Aragog

Etwas was wir nicht ganz auf dem Schirm hatten, als wir in unseren Urlaub aufgebrochen sind, ist dass unsere Hausspinne ja was zu fressen braucht. Wir hatten uns fälschlicherweise eingeredet, dass Aragog sich die Kakerlake, die wir für ihn ins Terrarium geworfen haben, vornehmen wird, wenn er nur genug Hunger hat. Aber die Tatsache, dass die Kakerlake größer war als Aragog hat ihn wohl etwas abgeschreckt. Oder Kraushaarvogelspinnen mögen keine Kakerlaken, wir sind uns da nicht so sicher.

Jedenfalls hat sich Aragog sehr merkwürdig verhalten, als wir wieder da waren. Er hat sehr viel gezappelt und manchmal einfach regungslos auf dem Rücken gelegen. Wir haben uns dann dazu entschieden ihn einfach frei zu lassen in der Hoffnung, dass er sich nochmal fasst. So Abschied zu nehmen ist auf jeden Fall angenehmer als ein Grab schaufeln zu müssen, was definitiv zu unangenehmen Fragen und wenig Verständnis seitens der Peruaner geführt hätte...

Gebetsanliegen

An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an alle die regelmäßig an mich Denken und für mich beten! Das zu wissen gibt sehr viel Kraft und motiviert mich sehr!

Gott sei Dank,

  • dass der Termin bei Interpol reibungslos verlaufen ist.
  • dass Danilo und ich einen so genialen Urlaub haben konnten mit zu jeder Zeit perfektem Wetter.
  • für die Freude die ich an meiner Arbeit habe.
  • für das neue Arbeitslaptop.
  • für sehr gute Gemeinschaft unter uns Kurzzeitlern

Bete gerne dafür,

  • dass sich eine erschweingliche Software zur Verwaltung der Bibelschule findet.
  • dass der zweite Bibelschulblock nicht wieder gekippt werden muss (sei es durch Corona oder etwas anderes).
  • dass ich zwischen all der Arbeit und den Cashibo Terminen auch meine persönliche Beziehung mit Gott pfelgen kann und motiviert dazu bin.

Besondere Grüße an dieser Stelle an meine Gemeinde die Stadtmission Bünde!

Soweit von mir
Liebe Grüße aus Peru
Lars