Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

Frohe Ostern! Ich dachte ich nutze die freien Tage vor Ostern um von mir hören zu lassen. Ich habe mir ursprünglich vorgenommen am ersten April einen Post zu veröffentlichen, dass ich vorhabe hier im peruanischen Regenwald zu bleiben, weil ich ein nettes indigenes Mädchen kennen gelernt habe und ich mit ihr in ihrem Stamm leben werde.

Aber ich vermute, dass meine Mutter das wohl nicht so witzig gefunden hätte und es daher vielleicht so besser ist, dass ich es zeitlich nicht geschafft habe den Post gut vorzubereiten; Obwohl ich schon gutes Material hatte um meinem schelmischen Post die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen..

Foto von einem Kulturspiel im Forum Wiedenest

Die Arbeit

Die Arbeit die ich jetzt mache ist großartig und macht mir sehr viel Spaß! Die Einführung von Manu, meinem Vorgänger, ist nun vorbei und ich bin jetzt nicht nur Teil der IT, ich bin die IT. Manu geht den letzten Monat, den er und seine Frau Lena in Cashibo noch haben, seiner geheimen Leidenschaft nach: Elektrik. Somit habe ich jetzt den Verantwortungsbereich IT für mich allein. Die Freiheiten die das mit sich bringt sind zwar ziemlich cool, aber manchmal vermisse ich es mit jemandem über eine Idee zu quatschen und mir eine zweite Meinung zu holen. Natürlich muss ich für größere Änderungen oder Anschaffungen vorher mit der Feldleitung sprechen aber das ist freilich nicht das gleiche.

Meine erste persönliche Krise

Ich denke ich kann mittlerweile sagen, dass ich mich gut in den Alltag in Cashibo eingelebt habe. Ich gewöhne mich auch langsam daran, dass viele Dinge wie z.B. das Einkaufen oder der Umgang mit „modernen Medien“ anders ablaufen, als in Deutschland. Es gibt aber eine Sache, die mich hier besonders in den Wahnsinn treibt: Schimmel! Es ist einfach alles am gammeln!

Eines Samstagmorgens bin ich aufgewacht und hatte einen merkwürdig süßlich, muffigen Geruch in der Nase. Ich bemerkte auch schnell warum: Mein Kopfkissen hatte angefangen lustige kleine braune Punkte zu bekommen. Müde und genervt, um mein Ausschlafen gebracht worden zu sein, ging ich zur Kommode und greife nach meinem IKEA Kopfkissen, das ich von Zuhause mitgenommen habe. Doch selbst im Dämmerlicht erkannte ich, dass das Kissen irgendwie flauschiger ist, als zu dem Zeitpunkt in dem ich es dort abgelegt habe. Einen Moment starrte ich geistesabwesend auf das Kissen. Doch ich hatte noch ein Ass im Ärmel: Jahrelanges Vergessen von Kopfkissen (und anderen Schlafutensilien) auf Freizeiten und Zeltlagern musste ja irgendwann mal zu was gut sein und so wandte ich mich zum Kleiderschrank um meinem Pullover herauszunehmen, den ich schon oft als Kopfkissenersatz verwendet habe. Doch kaum war die Schranktür offen grinste mich ein Flaum auf dem Kleidungsstück meiner Begierde provokant an. Es kostete einige Kraft meinen leeren Blick von dem Schrankinneren abzuwenden und mit einer Mischung aus Entsetzen und Enttäuschung ließ ich meinen Blick im Zimmer umherschweifen, bis er schließlich im Wandregal an meinem Reisepass hängen blieb. Ein leises Wimmern kommt aus meinem Mund, denn ein grauer Film mit einzelnen dunklen Flecken überzog ihn. Ganz so, als versuchte der Schimmel meine Identität als Europäer und Erinnerungen an ein Biotop mit gemäßigter Luftfeuchtigkeit vollends auszulöschen um mich den Rest meines Lebens zu verfolgen. Kurz überlegte ich ob ich vielleicht nur träumte, aber das war leider nicht der Fall..

Mein schimmeliger Reisepass

Was die ganze Sache fast noch schlimmer machte war die Tatsache, dass mein Mitbewohner viel weniger Probleme mit Schimmel hat. Er musste nur einmal etwas Flaum von seinem Portmonee entfernen, während bei mir einfach alles weg schimmelt: Ein Gürtel, eine Jacke, ein Pullover, zwei Kopfkissen, mein Reisepass und sogar ich selbst. Wie sich herausstellt habe ich mir hier wohl einen Fußpilz auf den Zehennägeln eingefangen, den ich jetzt mit regelmäßigen Essigfußbädern bekämpfe.

Generell bin ich jetzt gegen den Schimmel in voller offensive! Die meisten Kleidungsstücke waren nach einer Wäsche wieder vom Schimmel befreit. Der Schimmel auf meinem Reisepass ließ sich mit einem Lappen gut abwischen und die Kopfkissen sind nach einer Behandlung mit Chlor wieder fleckenfrei.

Besuch beim "Putzer"

Die Anita, Langzeitmissionarin und Mutter von vier Kindern, die alle hier in Cashibo aufgewachsen sind, hat mir nicht nur die Kissen mit Chlor gewaschen sondern auch gleich den Hinweis wieso es überhaupt nötig war: Wenn ich abends duschen war sind meine Haare natürlich nicht bis zum Schlafen gehen trocken geworden und haben das Kissen angefeuchtet. Und bei der Luftfeuchtigkeit wird es zwischenzeitlich nicht trocken und fängt an zu schimmeln. Zufällig übt sie hobbymäßig auch das Handwerk der Friseurin aus und konnte mir wenige Tage später die Haare schneiden.

Ich muss sagen, dass ich mich rückblickend frage warum ich das nicht schon früher gemacht habe. Pflegeleicht, keine Haare im Abfluss und ich muss mir morgens nur einmal durchs Haar streichen und die Frisur passt. :D

Spanisch Erkenntnis des Tages

Eine Sache, über die ich sehr schmunzeln musste ist das spanische Wort espossa. Dieses Wort hat zwei Bedeutungen: Es kann zum einen mit Ehefrau oder aber mit Handschelle übersetzt werden.

Ich möchte an dieser Stelle bewusste davon absehen, dass zu kommentieren fand es aber doch irgendwo erwähnenswert. :]

Gebetsanliegen

Gerne dürft ihr für meinen Einsatz (weiter) beten. Konkret hätte ich gerade folgende Anliegen.

Gott sei Dank...

  • dass ich so viel Freude an meiner Arbeit haben darf.
  • dass die Gemeinschaft mit den anderen Kurzzeitlern auf der Station so gut ist!
  • für die Möglichkeit hier in Cashibo zusätzichen (günstigeren) Spanisch Unterricht nehmen zu können.

Bittet gerne für...

  • Standhaftigkeit meine Beziehung mit Jesus zu pflegen.
    Ich lerne gerade, dass nur weil man 24/7 im "Dienst" ist und es ständig geistliche Termine gibt, ich trotzdem meine persönliche Zeit mit Jesus brauche.
  • gutes Aufnahmevermögen beim Spanisch lernen. Ich kann mich zwar mittlerweile grob verständigen aber telefonieren ist noch arg schwierig.
  • Kraft und gute Ideen mit dem Schimmel klar zu kommen.

Soweit von mir.

Liebe Grüße aus Peru
Lars Buddenberg